Adecontos

Nun, Ihr kennt sicher die Geschichten von marodierenden Golgori, von unzivilisierten Banden, die in friedliche Dörfer einfallen um alles kurz und klein zu hauen und dann erst festzustellen, dass sie einige Sachen hätten gebrauchen können. Aber nicht alle Golgori sind so.
Es gibt welche, die haben ihren Stamm verlassen und das Meer gen Daaron überquert, weil sie nach anderen Lebensweisen suchten. Einer von diesen ist Adecontos, vielleicht der Golgor mit den seltsamsten Anwandlungen von allen. Er sieht aus wie ein gewöhnlicher Golgor, allerdings fällt dem aufmerksamen Beobachter auf, dass er sich geradezu menschlich kleidet und sehr viel Wert auf sein Äußeres legt. Auch spricht er gewählt und weiß sich durchaus ritterlich auszudrücken. Ich traf ihn im Norden, als ich das Jadrakreich Jamdjiarka besuchte. Da speiste er doch tatsächlich mit dem köngiglichen Adel der Jadraker!

Als ich wagte, ihn anzusprechen, wie es käme, dass er hier mit den Jadrakern sitze, meinte er nur:”Nun, in Euren Augen mag ich aussehen wie einer vom Volke der Golgori, doch lasst Euch von Euren Augen nicht täuschen. Ich bin mir gewiss, dass ich in Wirklichkeit ein Aori bin und nur durch ein Missgeschick der Götter als Golgor geboren wurde.”

Entschuldigend hielt er inne und korrigierte sich:”Verzeiht, ich wollte natürlich keinesfalls Eure Götter beleidigen. Ich werde Euch nicht meine ganze Geschichte erzählen, doch einen Teil davon sollt Ihr erfahren:

Als ich, weil ich mich meines Aussehens schämte mit Stoffen vermummt, in jugendlichem Alter über das Meer nach Daaron kam, führte mich mein Weg in die Wälder des Aorivolkes. Die Aori beobachteten mich eine Weile und stellten fest, dass ich in friedlicher Absicht dort war und auf der Suche nach etwas schien, so zeigten sie sich mir und wir bemühten uns, uns zu verständigen. Nun, jedenfalls nahmen sie mich irgendwann in ihrer Gemeinschaft auf, mich, der immer noch seine Gestalt verhüllte. Ich hatte ein Zuhause gefunden, da gehörte ich hin. Da die Aori ein kleines Problem mit den Jadrakern haben, bin ich nun hier, um meinen Teil dazu beizutragen, dass unsere Völker besser miteinander zurecht kommen.”

Ein golgorischer Botschafter also, ist das zu fassen? Ich fragte mich, wann er sich seiner Verkleidung entledigt haben mochte, doch ob seiner Höflichkeit mir gegenüber und meines Erstaunens, das mich alle gewählten Worte vergessen ließ, beließ ich es bei einem beeindruckten Nicken und schwieg.
Man mag diesen Golgor nun für verrückt erklären, doch… man könnte auch darüber nachdenken, die Vorstellungen, die man von Golgori hat, zu überdenken…