Entstehung der Syrinx

Einst, in einer Zeit die längst in Vergessenheit geraten ist, war das Land im Norden ein fruchtbares und vielbevölkertes Königreich. Dort, wo nun die Festung Zargoroth Akron steht, war damals ein Palast. Strahlend schön erhob er sich auf einem Felsen und von seinen Zinnen konnte man das ganze Land überblicken. Der Palast bestand aus kunstvoll bearbeitetem Gestein und Fahnen wehten in mannigfaltigen Fahnen über seinen Türmen und Dächern. Die Erbauer hatten diese Pracht mit ihrer ganzen Seele erschaffen, und etwas davon ruhte in jedem Stein dieses Bauwerks. Ja, es war wie in einem kitschigen Märchen.

Doch unter den Bewohnern des Palastes breiteten sich Neid und Intrigen aus wie ein heimtückisches Gift. Ein Fluch schien alles was gut war, umzukehren. Um den Schuldigen zu finden, wurde der Palast abgeriegelt, niemand durfte mehr hinein oder hinaus. Die Bewohner des Palastes brachten einander nach und nach auf niederträchtigste Weise ums Leben. Bald war der Palast leer, Wind pfiff durch die einsamen Hallen.

Doch nicht alles war verloren. Von der Spitze des höchsten Turmes bröckelten ein paar der Steine und fielen hinab, bevor die Macht des Fluches sie verderben konnte. Auf dem Boden zerfielen sie zu Staub, unbeachtet und vergessen. Während die Schönheit des Landes verblasste, wurde der Staub der Palaststeine vom Wind davongetragen, weit übers Meer und fort von der untergegangenen Kultur, die sie einst erschaffen hatte.

Schließlich legte dieser Staub sich in Daaron in einem lichten Wald südlich der Drachenberge nieder. Dort wurde der schlafende Geist, der in diesen Staubkörnchen weilte, wieder geweckt. Sie begannen, sich zu verändern. Die Seele, die ihnen innewohnte, wuchs, und mit ihr gedieh ihre Hülle. Die Staubkörnchen verformten sich auf wunderbare Art und Weise. Manche von ihnen wurden zu Pflanzen, manche zu Tieren. Der Wille, der in ihnen steckte, wurde so stark, dass sie mit ihrem Geiste zu den Göttern hinaufschrien. “Leben! Seele! Existenz!” waren die Wörter, die ihr Geist formte, in einer Sprache, die so alt war wie die Welt.

Diese Rufe blieben nicht ungehört. Als die Götter sahen, dass von dem einst wunderschönen Land etwas Gutes überlebt hatte, beschlossen sie, diesen alten und zugleich jungen Wesen ein Geschenk zu machen, um zu sehen, was sich daraus entwickeln mochte. Sie gaben ihnen das ICH.
Weitere Jahre vergingen, und die Wesen hatten das Bedürfnis, sich zu verständigen, da sie nicht einsam sein wollten. So trafen sie wieder zusammen, auf einer großen Lichtung, alle in verschiedener Gestalt. Als die Sonne im Zenit stand, waren sie alle versammelt und es wuchs in ihnen das Wissen, dass nun etwas geschehen würde.

Und tatsächlich, während sie noch vergeblich versuchten, sie in ihrer unterschiedlichen Art zu verständigen, verstanden sie endlich, dass sie eine gleichartige Gestalt annehmen mussten, um dies zu schaffen – und sie erkannten, dass sie alle in der Lage dazu waren! So nahmen sie instinktiv alle ein und dieselbe Gestalt an, die später als das normale Aussehen der Gestaltwandler bekannt werden sollte.

Ihre Gestalt war der der Menschen ähnlich, doch waren sie kleiner, und Ihre Haut schien ständig zu fließen und sich zu verändern, und sie hatten kein Gesicht und auch keine Haare und Ohren. Ihre Finger waren feingliedrig, und sie bewegten sich sehr gewandt. Als sie miteinander sprachen, beschlossen sie, sich in kleinere Gruppen aufzuteilen, um die Welt kennenzulernen. Sie wussten, dass sie ihre Art schützen mussten, weil sie die einzigen waren. Bevor sie auseinandergingen, beschlossen sie, sich fortan “Syr’Xenquillaeri” zu nennen, kurz Syrinx, was “Herren ihrer Gestalt” bedeutete.

Und so kam es, dass sie zu einem Volk der Abenteurer wurden. Unauffällig bewegten sie sich Jahrhunderte später unter den anderen Völkern und erlangten große Weisheit. Auch wenn sie sich stets bemühten, unerkannt zu bleiben, blieb ihre Existenz doch nicht unentdeckt. Legenden beschrieben sie als beinahe göttliche Wesen, vielleicht steckte darin auch ein Fünkchen Wahrheit, schließlich hatte der Göttliche Hauch diese Wesen berührt. Das allerdings wussten die Menschen nicht, und in andere Legenden wurden sie daher als Dämonen bezeichnet, wie vieles, was die Menschen nicht verstanden.

Doch das waren sie nicht. Die Menschen bezeichneten sie als “Geschöpfe der Wandlung” und fürchteten sie zwar meist, da sie nicht verstehen konnten, was sie waren, bewunderten sie aber auch oft wegen der vielen Legenden, die sie als mächtig und doch dem Frieden stets treu beschrieben.